29. Oktober 2025

Am Vorstadtzaun – meine Perspektive aufs Stadtbild

Dass ich mir jetzt die Stadtbilder intensiver anschaue, habe ich Friedrich Merz zu verdanken. Dem Mann, dem ich 2019 schon mal in einem offenen Brief den Mut absprach.

Denn jetzt hat er ja die „Stadtbild-Debatte“ vom Zaun gerissen – und ich muss sagen, die Formulierung trifft es. Denn ich erinnere mich an Zeiten, als Nachbarn mal eben ein Gerücht, ein Gefühl oder einfach etwas, was sie gerade diffus beschäftigt, über den Zaun geschmettert haben. Nur dass ich eben nicht neben Bundeskanzlern oder anderen hochrangigen Politikerinnen wohne. Und die können es sich einfach nicht leisten, mal eben so etwas in den Raum zu stellen.

Stadtbilder, die reizen

Genau deshalb bin ich auch so gereizt, was das Stadtbild betrifft. Dass der Bundeskanzler bewusst nebulös so einen Satz raushaut, und der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende, der sich ohnehin gern vergaloppiert, weitere Nuancen verbreitet und vom „linken Empörungszirkus“ spricht. Das ist meines Erachtens schlicht daneben und ich kann dem nur eins abgewinnen:

Dass wir uns jetzt den armseligen Stadtbildern zuwenden, die es ja tatsächlich überall gibt.

Damit haben die Menschen, die es betrifft, in der Regel wenig zu tun. Ja, es gibt natürlich Situationen – in der Stadt wie auf dem Land – in denen sich gerade Frauen und Töchter fürchten. Gar keine Frage. Ich fürchte mich übrigens zum Beispiel auch, wenn agressive Fußballfans in derselben S-Bahn zu unserem schönen Müngersdorfer Stadion stehen und rumgrölen. Die fahren dann übrigens durch diverse Stadtbilder!! Ich komme jedoch nicht auf die Idee, zu überlegen, welche Pässe sie dabei haben. Menschen, die sich nicht sozial benehmen, sind mir schon immer ein Gräuel.

Also, ich freue mich auf die Stadtbild-Diskussion!

Gerade in Köln – und da setze ich sehr auf unseren neuen Oberbürgermeister – gibt es so viele Viertel mit Plätzen oder Straßenzügen, die so sehr von Armut geprägt sind. Denn darum geht es ja im Kern: Um Menschen, die sich aufgrund von Armut in Stadtbildern sammeln. Die oft nicht wissen, wo sie bleiben sollen – Stichwort Obdachlosigkeit.

Den Bundeskanzler jetzt gar anzuzeigen, wie es eine Anwältin in Hamburg offenbar getan hat, ist dabei für mich genauso irre. Doch zu glauben, Friedrich Merz würde sich vielleicht nur verplappert haben, ist für mich unrealistisch. Denn es gibt eben die Zaungäste, um mein Eingangsbild aufzugreifen, die weniger salopp etwas in den nächsten Vorgarten tratschen. Sondern die gezielt diffamieren.

Und das ist in meiner Welt einfach nicht akzeptabel!

Ich bin jedoch froh, dass ich dabei von vielen, vielen sympathischen und lebensfreundlichen Menschen „unterstützt“ werde. Gerade auf LinkedIn (der Plattform, wo ich ja auch Trainings anbiete) lese ich täglich umwerfend kluge Beiträge von Leuten, die sich differenziert zum Thema äußern. Das gibt mir Mut und die Hoffnung, immer noch in einem Land zu leben, das Gemeinsinn groß schreibt – unabhängig von Pässen oder Hautfarben.

 

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