Sommer im Baltikum
Ich habe viele schöne Urlaube gemacht. Ob Griechenland, Italien, Frankreich oder Norwegen – ich schätze alle diese Länder, auch Kroatien noch in diesem Jahr: Zum Wohlfühlen. Und meine spannenden Australien-Trips möchte ich erst recht nicht missen.
Aber jetzt war ich im Baltikum!
Und das eigentlich insbesondere deshalb, weil mir Island zu teuer war 🙂 Denn dorthin sollte die Reise im Sommer 2025 gehen. Doch dann wollte ich buchen und realisierte, dass die Warnungen von Freunden zutrafen. Finanziell nicht erschwinglich für mich derzeit.

Baltikum also, und da haben wir uns gleich die ganze Packung gegeben – in Vilnius angefangen, über Riga bis hinauf nach Estland und dort dann gleich mehrere Stationen bis hin nach Talinn und einen Abstecher nach Helsinki.
Wir haben es SEHR genossen. Die baltischen Länder zeichnen sich durch eine schöne Ruhe, Gelassenheit aus. Selbstverständlich ist die lettische Hauptstadt eine Metropole, quirlig und dabei so nah am Meer, dass beides stattfindet: Trubel und lässiges Strandleben.

Doch wenn die Kreuzfahrtschiffe in Talinn anlegen, ist es dort natürlich mit der Ruhe sofort vorbei – ja, ich gebe es zu: Ich mag diese maritimen Riesen mit Tausenden von Menschen an Bord nicht. Richtig ist, dass ich selbst nie eins bestiegen haben, aber wenn Tausende Menschen eine kleine Altstadt wie die der estnischen Hauptstadt bepilgern, kann einem schon der Atem stocken. Wäre ich OB von Talinn, ich würde es nicht zulassen, dass dieses kleine wie wunderschöne Fleckchen Erde so überrannt wird.
Zurück zum Positiven: Das Baltikum ist mir ans Herz gewachsen. 18 Tage und Nächte war ich da. Ich habe den fast beruhigenden Charme von Vilnius, weit weg von der Ostsee, genossen und das Kosmopolitische von Riga bestaunt. In einem Moor auf der größten estnischen Insel Saaremaa der absoluten Stille gelauscht – und mir für meinen Sohn so sehr einen Elch gewünscht; nein, der tauchte nicht auf. Aber es darf ja Gründe geben wiederzukommen 🙂

Ich werde auf meinem Blog ohoo noch mehr über das Baltikum schreiben. Die Länder sind faszinierend, nicht nur wegen der Natur. Auch die Menschen haben es mir angetan. Man muss sich ihre Zugewandtheit erarbeiten – nur anlächeln, reicht nicht. Aber wenn man sie knackt, ist es ganz besonders. Und irgendwie schien es mir, dass die Zeit im Baltikum länger verweilt – der Urlaub schien endlos.

Was hat mich noch beeindruckt? Dass wir – obwohl ohne Auto, stattdessen bewusst mit Bus und Bahn unterwegs – NIE haben warten müssen. Nicht ein einziges Mal. Ist das nicht verrückt? Erst zurück in Düsseldorf ging das Warten auf verspätete Züge wieder los. Ja, natürlich, das gesamte Baltikum beherbergt mit rund 6 Millionen Einwohnern so viel weniger Menschen als Deutschland. Es klingt kurios, ist jedoch wahr:
Das ganze Estland hat fast genauso viele Einwohner wie nur die Stadt München!
Kleiner somit auch die Flughäfen – als wir in Litauen landeten und schnurstracks zum Kofferband gingen, waren die Koffer: Schon da!!! Wann passiert das mal in einem deutschen Flughafen?

Und noch etwas ist uns sehr aufgefallen: Wie sehr alle drei Länder sich symbolisch mit der Ukraine verbünden. Vilnius liebt Ukraine, die Message auf vielen Bussen in Litauen.
Drastischer das Statement in Riga: Hier können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der russischen Botschaft auf ein riesiges Plakat blicken, das den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Form eines Totenkopfes zeigt. Ein lettischer Künstler hat dieses bereits 2022 gestaltet. Es hängt an der Jugendstil-Fassade des Museums für Medizingeschichte, das zwischen den Botschaften Russlands und der Ukraine liegt. Als wir daran vorbei schlenderten, haben wir uns fast erschrocken. Ich habe dann nachgelesen, dass diese Provokation schon seit 2022 existiert und also noch immer sehr sichtbar ist …
Mein Fazit: Ich möchte noch viel mehr vom Baltikum sehen! Vor allem die Natur, und ja, auch Elche (nur einen habe ich jemals in freier Wildbahn gesehen, vor Jahrzehnten in Kanada). Aber schon allein, wenn man die vielen Störche abseits der Straßen sieht, geht zumindest mir das Herz auf. Dazu das warme Ostsee-Wasser vor Riga oder die lässigen Strandrestaurants vor Pärnu – das Baltikum lohnt sich, versprochen.
Fotos: P. und E. Tonscheidt, R. Golinski