22. März 2020

Corona: Was wir alles neu lernen…

So vieles ist anders. Die drei vielleicht auffälligsten Neuigkeiten bei uns:

1. Mein Mann ist plötzlich ständig da. „Wann kommt Papa?“ ist eine Frage, die mutiert ist zu: „Wo ist Papa?“ Momentan viel im Garten. Oder im Arbeitszimmer. Wo sonst unsere Gäste schlafen. Die nun nicht mehr kommen.

2. Ich hab in wenigen Tagen nicht mehr so viel geskypt wie in diversen Monaten. Plötzlich melden sich hier wieder Leute, die längst abgetaucht schienen, zumindest diesen Kanal nicht mehr nutzten. Auch Yoga geht so über die Bühne, denn das geliebte Sportstudio ist ja dicht. Spannend war auch die erste virtuelle Verabredung zu viert: Weil der Italiener jetzt zu hat, aber Skype immer auf ist, haben wir es uns vor dem Mac gemütlich gemacht. Ein Ehepaar dort, eins (wir) hier. Wenn Uli sich ein neues Glas Wein holte und kurz vom Bildschirm verschwand, sprang auch ming Mann auf. Die Gläser füllten sich und die Chips schmeckten: wie immer.

3. Unser Sohn macht jetzt seine Hausaufgaben ebenfalls via Skype. Eine kleine Lerngruppe zwischen Ratingen und Köln macht’s möglich. Englisch-Vokabeln werden genauso abgefragt wie sich Witze erzählt und notiert. Und Herzchen können ja auch virtuell gesendet werden.

„Eine sehr, sehr merkwürdige Zeit“

Geht also alles ganz gut. Dazu das schöne Wetter. Würde man nur nicht immer denken: Gleich wache ich auf aus diesem Alptraum und alles ist wieder wie vorher. Oder wie eine Freundin es formuliert: „Ich entdecke immer wieder, dass ich rumsitze und warte. Aber ich weiß nicht auf was. Schon eine sehr, sehr merkwürdige Zeit.“

Auch Nachbarn lernen sich besser kennen. Ich akzeptiere die unterschiedlichen Sichtweisen unterschiedlicher Menschen, die alle in derselben (Spiel-)Straße wohnen. Manche scheinen verängstigter, sind strikter. Manche sind motivierter, nach neuen Kontaktmöglichkeiten zu suchen. Nix Tinder 🙂 Ich meine die Chancen, auch in dieser komischen Coronazeit sich nicht aus den Augen zu verlieren. Als ich heute Morgen der Angestellten beim Bäcker sagte, wie schön es sei, dass sie für uns da sei, schaute sie mir sehr tief in die Augen und bedankte sich für meine Worte. Oder wie ein Nachbar schrieb: Wenn er einkauft, lege er nun immer eine Süßigkeit aufs Band – das sei dann für die Kassiererin. Was für eine nette Idee!

Viele meiner Freunde erlebe ich gerade als sehr kreativ.

So schickt ein in Bayern lebender Freund, der lange im Rheinland lebte, ein selbstgemachtes Video, in dem er sein Feuerchen im Ofen zeigt. Es ist kalt geworden, draußen allemal. Und er zitiert das Rheinische Grundgesetz: „Et hätt noch emmer joot jejange.“ Parallel bekomme ich per WhatsApp die Einkaufsliste des älteren Ehepaars in unserer Nachbarschaft, was ich morgen für sie einkaufen darf. Sehr gerne!

Social distancing – ein Begriff, der in die Irre führt. Klar weiß nun jedes Kind, dass Abstand wichtig ist. Aber trotz Distanz sind mir viele Menschen gerade sehr nah. Ob wir Fotos tauschen, uns häufiger anrufen oder die ganzen Filmchen oder Interviews, die derzeit gesendet werden. Ja, das wird sich alles wieder ändern und ich kann und will auch nicht jedes Video anschauen. Aber sozial ist da momentan echt viel los, finde ich – und bin sehr dankbar dafür.

Gespannt bin ich darauf, was sich literarisch tun wird. Wenn jetzt nicht die Zeit von Autoren ist, wann dann? Und ich empfehle das Essay von Sascha Lobo im SPIEGEL, der – wie ich – weder die Krankheit verharmlosen noch notwendige Maßnahmen geringschätzen will. Doch stimme ich ihm 100 Prozent zu, wenn er u.a. schreibt: „Es geht um Kommunikation und Haltung, wie dieser Notsituation gemeinschaftlich begegnet wird.“

Was bin ich froh, diesen unseren ohfamoosen Blog zu haben. Sonja und ich sind sehr motiviert, genau hier weiter für #volldasguteleben zu schreiben. Denn davon gibt es trotz Corona so viel. Lasst es uns gemeinsam suchen, wertschätzen, leben!

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3 Antworten zu “Corona: Was wir alles neu lernen…”


  • britta ney

    die idee mit den süßigkeiten aufs band legen, finde ich einfach wunderbar!

  • Natalie Oebel

    Hallo Elke,
    Du sprichst mir aus der Seele!
    Ich skype nicht, ich telefoniere so ausgiebig mit einigen Freunden und auch beiden Eltern, wie ich es im Alltag nur selten geschafft habe.

    Ich empfinde diese Zeit – auch mit unseren Jungens und Freundin – als sehr annähernd und führ-sorglich.

    Herzliche Grüße an dich und deine Süßen

  • Natalie Oebel

    Hallo Elke,
    Du sprichst mir aus der Seele!
    Ich skype nicht, ich telefoniere so ausgiebig mit einigen Freunden und auch beiden Eltern, wie ich es im Alltag nur selten geschafft habe.

    Ich empfinde diese Zeit – auch mit unseren Jungens und Freundin – als sehr annähernd und führ-sorglich.

    Herzliche Grüße an dich und deine Süßen

    Noch was, ich würde deine Texte gerne auf WhatsApp an Freunde schicken/teilen. Ginge das auch verlinkt (o. wie das heißt)?


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