25. September 2020

Ich mag Frauen – wo seid Ihr, Männer?!!

Ich meine die, die sich zuhause sorgen – so altmodisch es sich anhört, aber ich meine es genau so. Sorgen MACHEN, sich kümmern, DA sein. Wie sagte es kürzlich die Schwester meiner Kollegin Sonja im Interview mit ohfamoos, ich zitiere: „Frauen stehen immer noch in der ersten Reihe, wenn es um Sorgearbeit geht. Kindererziehung, Haushaltsführung, Pflege von Angehörigen etc., daran ändert auch die im Schnitt zweimonatige Elternzeit, die von Vätern genommen wird, nichts. In der Coronakrise wurde gerade wieder offenbart, wer das soziale Gefüge des Staates am Laufen hält.“ Ja, liebe Martina Ohly, so ist es. Und daraus kann man ja auch #ohfamoos viel machen!!

Erst kürzlich hörte ich eine Münchner Freundin, kinderlos, sagen: „Mensch, Elke, Du machst immer so viel.“ Und ich: „Echt?“ Also ich weiß ja schon, dass ich umtriebig bin 🙂 Neugierig. Empathisch. Und nicht schreibfaul 🙂 Aber wenn ich dann Frauen sehe, die sogar mit zwei, drei Kindern auch noch einen „richtigen“ Job haben, dann komme ich ins Grübeln. Und wenn „alte“ Freunde aus meiner politischen Zeit schmunzeln und mich so kategorisieren: „Die Frau Tonscheidt, also mit Kind zuhause geblieben…“, dann packt mich manchmal ein bisschen Frust.

Ich wollte nie zuhause bleiben. Klingt so ein bisschen wie: Übrig geblieben…

Ganz krass ist für mich, wenn unsere Steuerberaterin einmal jährlich die Bescheide übergibt. Ich mag die Frau sehr, aber mir wird jedes Mal übel, wenn ich sehe, was meine Arbeit finanziell bringt. Ich korrigiere mich, mir wird nicht übel, mir wird speiübel. Denn mein Engagement ist so betrachtet: Nicht viel wert. Und schon mal gar nicht im Vergleich zur Bilanz meines Mannes.

Deshalb habe ich dieses Jahr überlegt, welche Bilanz ICH dennoch habe. Wie viele Herzen und Köpfe erreichen Sonja und ich allein über unseren ohfamoosen Blog? Wie viele (soziale) Events habe ich in meinem Leben schon „gewuppt? Wie oft habe ich mit Menschen diskutiert, gelacht, geweint, etwas auf die Beine gestellt? Und ja, ich mache das ganz bewusst von zuhause. Weil ich möchte, dass unser Kind gern nach Hause kommt und jemand DA ist. Na klar, wird der Bengel älter und, yeah, immer selbstbewusster – und eines Tages wird er mich bitten, nicht zuhause zu sein 🙂 Da mache ich mir keine Illusionen. Aber FÜR MICH war es die richtige Entscheidung, selbst wenn ich zwischendurch oft mit meinem Zuhausesein kämpfe.

Deshalb: Liebe Frauen, die Ihr auch zuhause seid: Hut ab!

Ich bin keine, die jetzt für Müttergeld kämpft oder so. Aber ich möchte Euch Respekt zollen. Dafür, dass Ihr so viel macht – DA seid, wenn ihr gebraucht werdet, und „nebenbei“ Eure Jobs macht, für die es so oft eben KEINE KNETE gibt. Ob es im eigenen Familienkreis ist, wo der betagte Opa zu bespaßen ist. Ob es im sozialen Bereich ist. Oder im sogenannten „vorpolitischen“ Raum, in Verbänden, Initiativen, Bürgerräten und und und. Wisst ihr, was eine Kölner Stadträtin verdient: Keine 500€ im Monat und die muss sie noch versteuern. Oder Ihr Autorinnen, die Ihr Bücher schreibt, die nachher zu wenige kaufen, oder Reiki anbietet, das zu wenige buchen. Oder Euch dafür einsetzt, dass es Kindern in aller Welt besser geht. Hach, ich könnte so viele nennen.

Ihr, die das lest, Ihr wisst, dass ich EUCH meine. Und, ja, ein bisschen meine ich auch mich. Denn natürlich habe ich als „späte Mutter“ so einige Freundinnen an mir vorüberziehen sehen, die in meinem Alter (ich bin Jahrgang 67) noch Karriere machten. Aber dann kommt die berühmte Frage:

Was zeichnet Karriere eigentlich aus?

Eins ist klar: Richtig viel Geld verdiene ich nicht mit meinem Gedöns. Und ich will hier auch keinen Popanz gegen die aufbauen, die mit guter Arbeit gutes Geld verdienen. Darum geht es mir nicht.

Mir geht es um die, die oftmals vergessen werden. Die still ihr Yogastudio betreiben, das mehr Umsatz machen könnte. Die – in Vor-Coronazeiten – in Schulbüchereien geholfen haben. Die Masken nähen oder anderes. Die für ihre tolle Leistungen zu wenig bekommen, finanziell nicht genug belohnt werden.

Aber die so viel mehr wert sind und so viel mehr Gutes in unsere Welt tragen. Danke, ihr Frauen. Und natürlich auch Männer, die solches tun. Am besten, wir tun es zusammen!

Beiträge werden DSGVO-konform mit Shariff geteilt

3 Antworten zu “Ich mag Frauen – wo seid Ihr, Männer?!!”


  • Ilka Stitz

    Danke Elke, dass Du all denen, die außerhalb des Rampenlichts – damit meine ich eine finanzielle Anerkennung oder zumindest angemessene Würdigung – das Sozialgefüge zusammenhalten, hier eine Stimme gibst!

  • Silke Körner

    Genau so – es ist einfach immer noch zu bequem, die „Sorgearbeit“ den Frauen zu überlassen, denen dann zugeschrieben wird, dass es ja eh in ihrem Naturell läge…
    Auch von mir: Hut ab für die Frauen – und einen Tritt auf die Männerfüße! Wo seid ihr…?

  • Jens Breitgraf

    Wo wir sind? An vorderster Front..wir kümmern uns um ordentlich Panikmache in Corona-Zeiten in allen Bereichen..medizinisch, virologisch, medientechnisch, politisch..wir stellen verkehrstechnisch millionenschwere Fehlkonzepte auf, um es nicht gewesen zu sein..wir stellen unendlich viele unnötige und sich selbst maßlos überschätzende Bundeskanzlerkandidaten..international stellen wir die mit Abstand größte Fraktion an Ernies und Berts, die es wahrscheinlich historisch je gegeben hat und die (böse Unterstellung, weil Annahme) zur überwiegenden Mehrheit von männlich irritierten Verwirrten gewählt werden..wir müssen uns darum kümmern, dass wir ehemals blühende Unternehmen gerade noch so vor der Insolvenz retten, die wir selber dahin gemanaged haben..und und und..und warum?..weil wir’s können..:-)..und weil sich unsere Frauen ausruhen in diesen sozialen und familiären Wellnesoasen und es sich schön gut gehen lassen während wir mit Burn-Out Syndromen und altersbedingten Mangelerscheinungen tapfer versuchen die Welt zu retten..so sieht’s doch aus!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.